Einordnung in Epoche: Dargestellt ist die Hochzeit von Bacchus und Ariadne auf der Insel Naxos. Nach
mythologischer Erzählung ist Ariadne die halbgöttliche Tochter von König Minos und
Pasiphae auf Kreta. Berühmt wurde Ariadne durch die Rettung von Theseus, dem sie half
den gefährlichen Stiermenschen Minotaurus zu überwinden, der in einem Labyrinth neben dem
Palast des Minos hauste. In dem Ariadne dem attischen Heros den Aufbau des Labyrinths
erklärte und ihm einen Knäuel überreichte, fand Theseus nach der Tötung des Minotaurus
sicher aus den Irrwegen hinaus. Als Dank versprach er der Königstochter, sie mit nach
Athen zu nehmen und Ariadne zu heiraten. Als sie mit dem Schiff Zwischenstation auf
Naxos machten, verließ Theseus Ariadne in der Nacht heimlich. Als die Verlassene
feststellte, dass sie ganz allein auf der Insel war, lief sie zum Strand und sah
Theseus’ Schiff davon segeln - im Bildhintergrund ist dieses Schiff noch zu
sehen! Ariadne durchlebte alle Stufen der tiefen Verzweiflung und sank schließlich in
einen tiefen Schlaf. Das Schicksal der Unglücklichen nahm jedoch noch eine Wende zum
Guten, als der Gott Dionysos/ Bacchus in Begleitung seiner fröhlichen Satyrn und Mänaden
sie fand. Der kaum aus dem Schlaf Erwachten erklärte Dionysos sogleich seine Liebe und
machte sie zu seiner Gemahlin. Dieser Moment ist das Bildthema. Tanzende Frauen, Silen
auf seinem Esel - im Hintergrund rechts – sowie Satyrn und Faune, Mischwesen aus
Mensch und Ziegenbock, gehören zur Gefolgschaft des Dionysos, dessen Wagen sich von
rechts ins Bild schiebt. Bei dem vorgestellten Ölgemälde handelt es sich um eine sehr
gute Gemäldekopie des französischen Malers Antoine Coypel 1661-1722, denn die Leinwand
stammt wohl aus dem frühen 19. Jahrhundert. Angaben über den Hersteller: Das Vorbild von 1693 befindet sich heute im Museum von Philadelphia und misst 73 x 85
cm. Die Hochzeit von „Bacchus und Ariadne“ war ein Auftragswerk für Philipp
von Orléans 1640-1701, einem Bruder des Königs Ludwig XIV. Bis zur Französischen Revolution
hing das Bild im Château Saint Cloud, danach wurde das Schloss geräumt und seine Bilder
ausgelagert. Wo Coypels Bild sich bis zu dem Verkauf 1925 befand ist unklar.
Nach einem längeren Romaufenthalt wurde Antoine Coypel Meisterschüler an der Académie
royale de peinture et de sculpture in Paris, später wurde er Lehrer an der Kunstakademie
und 1714 zum Direktor ernannt. Als Nachfolger von Pierre Mignard avancierte Coypel zum
Hofmaler und erhielt 1716 als ‚Premier peintre du roi’ die höchste
Auszeichnung. Herstellungstechnik: Hervorragende Gemäldekopie aus der Zeit vor der Französischen Revolution oder aus dem 19.
Jahrhundert. Es gibt einige Abweichungen in den Physiognomien, zudem ist Ariadnes Umhang
in Philadephia blau und nicht rot.
Der Ariadnemythos ist durch literarische Bearbeitungen der römischen Dichter Catull und
Ovid überliefert.
Profi-Tipps: Die Rahmung des Bildes stammt aus den 1920er oder 1930er Jahren und ist nicht sehr
passend für das Barockmotiv. Wenn das Gemälde nicht verkauft werden soll, wäre eine
fachgerechte Bildreinigung zu empfehlen, die etwa 250 bis 350 € nicht übersteigen sollte. Literatur-Tipps: Ausstellungskatalog: The loves of the gods Von Colin B. Bailey, Carrie A. Hamilton,
Kimbell Art Museum, Galeries nationales du Grand Palais (Paris), Philadelphia Museum of
Art 1992, S. 144. Marktlage: Da Gemäldekopien von Barockbildern heute immer noch Nachfrage erfahren, kann bei einem
günstigen Limit von 1500 € bei einer Kunstauktion eines größeren Auktionshauses ein
guter Preis erzielt werden. Preis: Als marktüblicher Preis, der innerhalb der nächsten sechs Monate beim Verkauf an einen privaten Endverbraucher zu erzielen ist, schätze ich dieses Objekt auf 3.000,- €
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