Einordnung in Epoche: Alle stilkritischen Kriterien deuten auf eine Übereinstimmung der Datierung 1695 mit dem
tatsächlichen Entstehungsdatum. Angaben über den Hersteller: Ein bestimmter Hersteller wird nicht zu ermitteln sein, da solche Kaisergläser von
zahlreichen Glashütten angefertigt wurden. Der Malstil sowie die charakteristische Form
der gerippten Füße mit schneckenförmigen Enden deuten entsprechend der Geschichte dieses
Glases auf eine Herkunft aus dem Bereich des nordöstlichen Gebietes des
Habsburgerreiches. Herstellungstechnik: Das bemerkenswert klare Glas wurde mittels einer Glaspfeife hohl geblasen. Die Decke wurde
angesprengt und öffnete den heutigen Glasrand. Die Pfeife wurde am Boden abgebrochen und
hinterließ den charakteristischen Bruch unter dem leicht eingezogenen Boden.
Anschließend erfolgte die Bemalung mit Emailfarben, die je nach Schmelzpunkt der Farben
mehrfach eingebrannt wurden. Zum Schluß wurden noch die Konturen in Schwarzlot
eingebrannt. Zusatzinformation: Am Lippenrand des Glases wurde offenbar ein Streifen in Kaltvergoldung aufgebracht. Die
offenbar natürlichen Gebrauchsspuren an dieser empfindlichsten Stelle des Dekors deuten
auf die Originalität des Glases. Profi-Tipps: Die gedrungene Grundform des Glases und ebenso die gerippten Füße deuten auf das
Weiterleben von spätgotischen Entwürfen des 15. Jahrhunderts, wie ee gerade in einem
Streifen vom heutigen Polen bis nach Serbien bis in die Zeit der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts zu beobachten ist. Literatur-Tipps: Ausst. Kat. Kunsthistorisches Museum Wien: Licht und Farbe - Dekoriertes Glas.
Renaissance, Barock, Biedermeier, die Sammlung Rudolf von Strasser, Bearbeitung durch
Rudolf von Strasser unter Mitarb. von Sabine Baumgärtner, Wien 2002
Klesse, Brigitte: Veredelte Gläser aus Renaissance und Barock, Sammlung Ernesto Wolf Wien
1987
Marktlage: Volkstümlich dekorierte Gläser des Barock in überdurchschnittlicher Qualität wie das
vorliegende Glas sind seit vielen Jahren in einem kleinen, aber anspruchsvollen
Sammlerkreis stark gesuchte Sammlungsgegenstände. Unten genannt ist der derzeit
durchschnittlich auf dem deutschen Auktionsmarkt zu erzielende Erlös. Einen privaten
Interessenten zu finden wird als privater Anbieter schwierig. Unter diesen Umständen ist
das Angebot des Händlers in Höhe von 2000 Euro sehr gut und wohl darauf zurückzuführen,
dass dieser einen konkreten Interessenten hat.
Preis: Als marktüblicher Preis, der innerhalb der nächsten sechs Monate beim Verkauf an einen privaten Endverbraucher zu erzielen ist, schätze ich dieses Objekt auf 800 - 1.200,- €
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