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Preisermittlung und Profi-Recherche für
'Glasgefäß'

Die folgenden Angaben wurden über die Internetplattform www.schaetze24.de abgewickelt.
Sie beruhen auf den Angaben des Besitzers sowie dessen elektronisch übermittelten Fotos vom Gegenstand. Aufgrund dieser Quellenlage gibt der Experte seine Einschätzung ab. Er berücksichtigt dabei die übermittelten Angaben, die Marktlage und seine speziellen Kenntnisse. Die Wertschätzung erfolgt neutral nach bestem Wissen und Gewissen, eine Haftung ist in jeglicher Form ausgeschlossen.

Über den Experten:
Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der IHK Rhein-Neckar für Gemälde und Handzeichnungen 1550 - 1800, Öffentliche Bestellung und Vereidigung für den Bereich Hausrat. Experte für Antiquitäten.

Angaben des Besitzers:
Beschreibung: Dieses Glasgefäß wurde meiner Mutter in den Kriegsjahren in Siebenbürgen oder Schlesien von einer alten Frau geschenkt,die diesen angeblich auch schon von ihrer Mutter hatte.Der Goldrand ist durch Benutzung in Mitleidenschaft gezogen.Die ebenfalls von außen aufgebrachte Malerei ist unversehrt und die unterschiedlichen Farbdicken deutlich fühlbar. Die Aufschrift lautet:″ROM:KAJ:MAY: ANNO 16 95 .″ Unter dem Boden ist deutlich fühl- und sichtbar die Bruchstelle vom Herstellen vorhanden.Aufgrund der Blasen im Glas (Boden)wurde von einem Museumsmitarbeiter das Stück auf Anfang des 17.JH geschätzt,weitere Angaben wollte dieser nicht machen.Das Angebot eines Händlers lag bei 2000 € bei sofortiger Barzahlung.

Einordnung in Epoche:
Alle stilkritischen Kriterien deuten auf eine Übereinstimmung der Datierung 1695 mit dem tatsächlichen Entstehungsdatum.

Angaben über den Hersteller:
Ein bestimmter Hersteller wird nicht zu ermitteln sein, da solche Kaisergläser von zahlreichen Glashütten angefertigt wurden. Der Malstil sowie die charakteristische Form der gerippten Füße mit schneckenförmigen Enden deuten entsprechend der Geschichte dieses Glases auf eine Herkunft aus dem Bereich des nordöstlichen Gebietes des Habsburgerreiches.

Herstellungstechnik:
Das bemerkenswert klare Glas wurde mittels einer Glaspfeife hohl geblasen. Die Decke wurde angesprengt und öffnete den heutigen Glasrand. Die Pfeife wurde am Boden abgebrochen und hinterließ den charakteristischen Bruch unter dem leicht eingezogenen Boden. Anschließend erfolgte die Bemalung mit Emailfarben, die je nach Schmelzpunkt der Farben mehrfach eingebrannt wurden. Zum Schluß wurden noch die Konturen in Schwarzlot eingebrannt.

Zusatzinformation:
Am Lippenrand des Glases wurde offenbar ein Streifen in Kaltvergoldung aufgebracht. Die offenbar natürlichen Gebrauchsspuren an dieser empfindlichsten Stelle des Dekors deuten auf die Originalität des Glases.

Profi-Tipps:
Die gedrungene Grundform des Glases und ebenso die gerippten Füße deuten auf das Weiterleben von spätgotischen Entwürfen des 15. Jahrhunderts, wie ee gerade in einem Streifen vom heutigen Polen bis nach Serbien bis in die Zeit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu beobachten ist.

Literatur-Tipps:
Ausst. Kat. Kunsthistorisches Museum Wien: Licht und Farbe - Dekoriertes Glas. Renaissance, Barock, Biedermeier, die Sammlung Rudolf von Strasser, Bearbeitung durch Rudolf von Strasser unter Mitarb. von Sabine Baumgärtner, Wien 2002 Klesse, Brigitte: Veredelte Gläser aus Renaissance und Barock, Sammlung Ernesto Wolf Wien 1987

Marktlage:
Volkstümlich dekorierte Gläser des Barock in überdurchschnittlicher Qualität wie das vorliegende Glas sind seit vielen Jahren in einem kleinen, aber anspruchsvollen Sammlerkreis stark gesuchte Sammlungsgegenstände. Unten genannt ist der derzeit durchschnittlich auf dem deutschen Auktionsmarkt zu erzielende Erlös. Einen privaten Interessenten zu finden wird als privater Anbieter schwierig. Unter diesen Umständen ist das Angebot des Händlers in Höhe von 2000 Euro sehr gut und wohl darauf zurückzuführen, dass dieser einen konkreten Interessenten hat.

Preis:
Als marktüblicher Preis, der innerhalb der nächsten sechs Monate beim Verkauf an einen privaten Endverbraucher zu erzielen ist, schätze ich dieses Objekt auf

800 - 1.200,- €

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