Einordnung in Epoche: Es handelt sich um ein Historistisches Esszimmerensemble des späten 19. Jahrhundert im
Stil des Barock, angelehnt an Vorbilder des frühen 18. Jahrhundert. Angaben über den Hersteller: Ein konkreter Hersteller wird nicht zu ermitteln sein, da derartige frühe Stilmöbel im
späten 19. Jahrhundert von einer Vielzahl von deutschen Möbelmanufakturen angefertigt
wurden. Weder stilistische noch technische Eigenheiten sind zu verzeichnen, die eine
konkrete Zuschreibung erlauben. Herstellungstechnik: Bis auf die Löwenfiguren, bei denen eine Beurteilung hinsichtlich der Herstellungstechnik
nur an Hand des Originals möglich ist, sind alle übrigen Teile manufakturartig maschinell
und über Schablonen geschnitzt bzw. gedrechselt. Das verwendete Holz ist das Holz der
Eiche. Verzapfungen scheinen nicht mehr mit den bis in die Zeit der ersten Hälfte des 19.
Jh. üblichen Holzdübel durchgeführt zu sein, sondern mittels unsichtbarer Zapfen.
Die ursprünglichen Lederbezüge scheinen in Prägetechnik maschinell gefertigt und können
wohl handbemalt sein. Zusatzinformation: Der in den Möbeln wiederholte Stil ist der des norddeutschen Barock der Zeit um 1700, für
den die Verwendung gedrechselter Stäbe mit Kreuzverstrebungen an den Stühlen
charkteristisch ist. Dagegen ist die Lehne des unrestaurierten Stuhles mit dem offenbar
originalen Lederbezug eindeutig in eine jüngere Stilperiode zu datieren. Hier wird auf
den frühen Rokokostil der Zeit um 1730/40 Bezug genommen. Diese Vermischung nicht
zusammengehöriger Stilformen ist charakteristisch für den Historismus des späten 19.
Jahrhunderts. Profi-Tipps: Bei dem hier vorliegenden Esszimmerensemble fehlen alle Formen der bei einem Möbel der
Zeit um 1700 zu erwartenden Abnutzungs- und Patinaformen. Literatur-Tipps: Rainer Haaff: Gründerzeit-Möbel, München 2002 Marktlage: Generell ist festzustellen, dass schwere Eichenmöbel im Barockstil nach einer starken
Nachfragewelle der 1970/80er Jahre, unabhängig von einer Entstehung im Barock oder in den
Zeiten der Nachahmung, seither keine hohen Preise mehr erzielen. Wertmindernd
festzustellen ist im vorliegenden Fall das weitgehende Fehlen der ursprünglichen
Lederbezüge. Werterhöhend hingegen die aussergewöhnlich prunkvolle Ausführung mit den
Löwenskulpturen, die in mittelfristiger Zeit eine deutliche Wertsteigerung versprechen.
Unten genannt ist der durchschnittlich im deutschen Auktionshandel zu erwartenden Erlös
im aktuellen Zustand. Sollte ein privater Interessent gefunden werden, könnte ein mehr
als doppelt so hoher Erlös erzielt werden. Die vier unrestaurierten Stühle als einzelnes
Ensemble würden im Auktionshandel bereits im Bereich zwischen 600 und 1000 Euro liegen. Preis: Als marktüblicher Preis, der innerhalb der nächsten sechs Monate beim Verkauf an einen privaten Endverbraucher zu erzielen ist, schätze ich dieses Objekt auf 3.500 - 5.000,- €
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